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3D-Brachytherapie: 2018 war ein voller Erfolg für die gynäkologische Gruppe der Universitätsklinik für Strahlentherapie

2018 war für die gynäkologische Gruppe der Universitätsklinik für Strahlentherapie besonders auf dem Gebiet der Brachytherapie ein starkes Jahr. So konnte Nicole Nesvacil, Universitätsklinik für Strahlentherapie und Mitglied der Gynecologic Cancer Unit des Comprehensive Cancer Center (CCC) der Meduni Wien und des AKH Wien, eine Förderung des Programms Klinische Forschung des FWF (FWF-KLIF) in der Höhe von 233.651 Euro einwerben. Weitere Awards und Grants bestätigen die erfolgreiche Arbeit des Teams: Christian Kirisits und Richard Pötter erhielten Auszeichnungen für ihr Lebenswerk und Alina Sturdza wurde mit dem renommierten Judith-Stitt-Award ausgezeichnet.

Bei der Brachytherapie, einem modernen Spezialgebiet der Strahlentherapie, werden mit Hilfe von Magnetresonanztomographie (MR), Computertomographie und Ultraschallbildgebung Implantate präzise im zu behandelnden Tumorareal platziert, um darüber punktgenau ferngesteuerte Strahlenquellen einzubringen. Damit kann eine sehr hohe Dosis auf das Zielgebiet appliziert werden, während die umliegenden Organe gleichzeitig bestmöglich geschont werden. Von besonderer Bedeutung ist das Verfahren bei der Behandlung von gynäkologischen Tumoren, dem Prostatakarzinom sowie bei Brustkrebs.

FWF-KLIF Forschungsgrant
Nicole Nesvacils Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Entwicklung neuer Softwaretools, die in der Lage sind, klinische, technische und physikalische Behandlungsdaten aus der multizentrischen EMBRACE Studie so miteinander zu verknüpfen, dass die Behandlungsteams daraus Empfehlungen zur personalisierten physikalischen Optimierung von Bestrahlungsplänen ableiten können.
EMBRACE ist eine prospektive multizentrische Beobachtungsstudie zur MRT-gestützten Brachytherapie des Zervixkarzinoms, die von einem internationalen Konsortium unter der Leitung von Richard Pötter, ehemaliger Leiter der Universitätsklinik für Strahlentherapie und prominentes Mitglied des Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien und des AKH Wien, durchgeführt wurde.

Im Zentrum der Auswertung dieser Daten steht die Analyse der Zusammenhänge zwischen physikalsich-technischen Behandlungsparametern (Applikationstechnik, Bestrahlungsfraktionierung, Gewichtung der Dosisbeiträge zu verschiedenen Risikoorganen), der applizierten Gesamtdosis durch externe Photonenbestrahlung und MR-gestützter Brachytherapie und dem Behandlungserfolg. Das geplante Vorgehen stellt einen innovativen Ansatz dar, weil mit herkömmlichen Methoden meist ein bestimmter klinischer Aspekt (Endpunkt) isoliert betrachtet wird. (Dies um beispielsweise die Dosis-Wirkungsbeziehungen für den lokalen Tumor sowie für naheliegende Risikoorgane im Becken abzuleiten. ) Dabei wird das Zusammenspiel der verschiedenen physikalischen Parameter, die bei jeder einzelnen Behandlung zusammenwirken, durch einzelne Dosis-Wirkungs-Modelle bisher nicht abgebildet.

Weiters prüft das Projekt, zu welchen Auswirkungen es auf die Dosis-Wirkungsmodellierung kommt, wenn die strahlenbiologischen Modellparameter mit denen die Dosis berechnet wird, verändert werden. Das Forschungsteam untersucht auch, ob die Dosis-Wirkungsmodellierung durch 3D-bildbasierte Dosisdokumentation mit Hilfe von MR-Bildgebung direkt vor oder nach der Bestrahlung verbessert werden kann.

Nesvacil zu den Zielen ihres Projekts: „Wir möchten einen Beitrag zur Verbesserung der Anwendung 3D-bildgestützter Brachytherapie für Zervixpatientinnen erreichen, indem die Tools, die wir entwickeln, direkt in die Bestrahlungsplanung einzelner Behandlungen integriert werden können. Durch die Verwendung der umfangreichen dosimetrischen und klinischen Datensammlung aus der EMBRACE Studie als zusätzliche Entscheidungshilfe erwarten wir weitere Erkenntnisse, die die Entwicklungen in der personalisierten Strahlentherapie vorantreiben können.“

Das Projekt läuft seit September 2018 und ist für drei Jahre geplant.

Alina Sturdza erhielt Judith-Stitt Award
Das FWF-KLIF Projekt ist aber nicht der einzige Erfolg, den die gynäkologische Gruppe der Universitätsklinik für Strahlentherapie vorweisen kann. So erhielt Alina Sturdza im Rahmen des jährlichen Meetings der American Society of Brachytherapy (ABS) den renommierten Judith-Stitt-Award für die beste Einreichung im Bereich der gynäkologischen Brachytherapie zum Thema Vienna-II-Applikator. Dieser ist ein Tool, das an der MedUni Wien vom Brachytherapie-Team entwickelt wurde und eine effektivere Behandlung von Zervixkarzinomen ermöglicht.

Bei lokal fortgeschrittenen Zervixkarzinomen ist eine Therapiestrategie Standard, die aus zwei Komponenten besteht: Einer Radio-Chemotherapie, also einer Chemotherapie kombiniert mit einer Bestrahlung von außen (Teletherapie), folgt eine Brachytherapie, also eine Bestrahlung von innen. Die etablierten Applikatoren konnten bei sehr fortgeschrittenen Karzinomen nicht den gesamten Tumor abdecken, weshalb eine vollständige Bestrahlung nicht möglich war.

Der Vienna-II-Applikator ermöglicht eine vollständige Abdeckung, weshalb alle fortgeschrittenen Tumoren im gynäkologischen Bereich nun behandelbar sind.
Sturdza prüfte in der ausgezeichneten Studie, die sowohl an der MedUni Wien als auch am Tata-Memorial Hospital in Indien durchgeführt wurde, ob der Vienna-II-Applikator auch in ökonomisch benachteiligten Ländern erfolgreich eingesetzt werden kann. Sturdza: „Unserer Ergebnisse bestätigen, dass der Applikator eine sehr kostengünstige Lösung auch für ärmere Länder ist.“

Richard Pötter für Lebenswerk ausgezeichnet
Weiters wurde Richard Pötter sein Lebenswerk von der European Society of Radiation Oncology (ESTRO) mit dem Lifetime Achievement Award und von der von der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet

Als Koordinator des CCC-Kollegiums und der CCC-Tumorboards ist Pötter dem Comprehensive Cancer Center (CCC) der Meduni Wien und des AKH eng verbunden.

Christian Kirisits erhält Hermann-Strebel-Medaille
Auch der stellvertretende Abteilungsleiter der Abteilung für Medizinische Strahlenphysik an der Universitätsklinik für Strahlentherapie, der Physiker Christian Kirisits, wurde für seine langjährige herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Brachytherapie im deutschsprachigen Raum geehrt: Die Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie verlieh ihm Mitte Dezember 2018 im Rahmen des 9. Brachytherapie-Symposiums in Augsburg gemeinsam mit ihren Schwestergesellschaften aus Österreich (OEGRO) und der Schweiz (SASRO) die Hermann-Strebel-Medaille.

ESTRO-Travel Grant
Last but not least erhielt Johannes Knoth von der ESTRO einen Resident Travel Award für seine Arbeit über die Salvagetherapie von rezidivierten Endometriumkarzinomen. Für seine Arbeit sammelte Knoth klinische Daten und wertete sie aus. Diese Ergebnisse stellen die Basis für weitere wissenschaftliche Projekte der gynäkologischen Gruppe der Universitätsklinik für Strahlentherapie dar. Die Salvagetherapie ist eine Kombination aus Tele- und Brachytherapie und wird bei Patientinnen eingesetzt, die nach der ersten Therapie ein Rezidiv entwickeln.