Daniela Lötsch ist Postdoc am Institut für Krebsforschung (IKF, Leitung Maria Sibilia) der MedUni Wien und Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien/AKH Wien. Sie wurde vom FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) mit einer Förderung des Hertha-Firnberg-Programms ausgezeichnet. Im Rahmen des Projekts wird Lötsch in den nächsten drei Jahren untersuchen, durch welche onkogenen Mechanismen TERT Promoter mutierte Tumoren (vor allem Glioblastom und Mesotheliom) charakterisiert sind. Dadurch sollen neue Zielstrukturen für eine verbesserte Anti-Krebstherapie identifiziert werden.
Mitantragsteller dieser Forschungsförderung ist Walter Berger, stellvertretender Leiter des Instituts für Krebsforschung und Mitglied des CCC, der Daniela Lötsch für die Durchführung des Projekts Laborflächen zur Verfügung stellt.
Was macht Tumoren aggressiv?
Das Gen TERT (telomerase reverse transcriptase) kodiert einen Teil des Enzym Telomerase. Dieses verhindert, dass sich die Enden der Chromosomen (Telomere) bei der Zellteilung verkürzen. Im gesunden Organismus ist die Funktion der Telomerase sehr eingeschränkt, um ein unkontrolliertes Zellwachstum zu unterdrücken. Im Gegensatz dazu, ist die Telomerase in 90 Prozent aller soliden Tumore aktiviert.
In früheren Arbeiten von Lötsch und Kollegen konnte gezeigt werden, dass ein hoher Prozentsatz der Glioblastome eine gesteigerte Aktivität von TERT/Telomerase aufweist und die betroffenen Patienten durch eine schlechtere Prognose charakterisiert sind. Kürzlich wurde entdeckt, dass in vielen Tumorarten Mutationen im TERT-Promotor, das ist eine Gensequenz, welche die TERT Genaktivität regulieren kann, für die „Überaktivierung“ verantwortlich sind.
Lötsch geht in ihrer Arbeit nun der Frage auf den Grund, warum Glioblastome und Mesotheliome mit dieser veränderten TERT Promotersequenz aggressiver sind. Des Weiteren soll geklärt werden, ob die Mutation alleine die gesteigerte Bösartigkeit (Malignität) befördert oder ob es noch andere onkogene Faktoren dabei eine Rolle spielen.
Vielzahl an Zellmodellen und Kooperationen
Lötsch: „Die Arbeitsgruppe von Prof. Berger bietet hervorragende Voraussetzungendafür, diese Fragestellung zu untersuchen. Verfügen wir doch über eine Vielzahl von Glioblastom und Mesotheliom Zellmodellen – sowohl TERT Promoter mutierte als auch Wildtyp-Zelllinien jeder Tumorentität.“ Durch eine Kooperation mit dem Kepler Universitätsklinikum Linz (Sabine Spiegl-Kreinecker am Neuromed Campus), sowie der Neurochirurgie (Leitung Prof. Knosp) und dem klin. Institut für Neurologie (Leitung Prof. Hainfellner) der MedUni Wien, hat die Forscherin Zugang zu über 400 Glioblastom-Zelllinien. Zusätzlich stehen ungefähr 40 Zelllinien des Mesothelioms zur Verfügung (Kooperation IKF/W. Berger mit der Abteilung für Thoraxchirurgie/Walter Klepetko, Universitätsklinik für Chirurgie, MedUni Wien/AKH Wien).
Neuer Aspekt
Nicht zuletzt möchte die Forscherin aber auch therapeutische Zielstrukturen (Targets) finden, die einen Angriffspunkt in den „Telomerase-getriebenen“ Tumoren darstellen. Lötsch. „Die Mutation im TERT-Promotor verändert die DNA und generiert sogenannte sekundäre Strukturen. Ich möchte diese Veränderungen bestätigen und Substanzen testen, die den Promotor gezielt hemmen und somit die Aktivierung der Telomerase blockieren.“
Hertha-Firnberg-Programm
Der FWF bietet hervorragend qualifizierten Wissenschafterinnen, die eine Universitätslaufbahn anstreben, die Möglichkeit, im Rahmen einer zweistufigen Karriereentwicklung insgesamt 6 Jahre Förderung in Anspruch zu nehmen.
Das Karriereentwicklungsprogramm für Wissenschafterinnen ist unterteilt in das Postdoc-Programm Hertha Firnberg zur Förderung von Frauen am Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere und in das Senior Postdoc-Programm Elise Richter - bzw. für künstlerisch-wissenschaftlich tätige Frauen in das Elise Richter Programm zur Entwicklung und Erschließung der Künste, Elise-Richter-PEEK - mit dem Ziel der Qualifikation zur Bewerbung um eine in- oder ausländische Professur (Habilitation bzw. künstlerische Habilitation oder gleichwertige Qualifizierung).
Zur Person
Daniela Lötsch studierte Ernährungswissenschaften an der Universität Wien und erstellte ihre Diplomarbeit am Institut für Krebsforschung (IKF) der MedUni Wien. Im Rahmen ihres PhD-Studiums in „malignant diseases“ war Lötsch sowohl am IKF als auch im Labor für Theoretische Neurochirurgie am Neuromed Campus, Kepler Universitätsklinikum, Linz, tätig. Im August 2016 nahm sie eine Post-Doc Stelle im Labor von Walter Berger an, die sie aber von November 2016 bis November 2017 wegen ihres Mutterschaftsurlaubs unterbricht. Ab 1. Dezember wird sie ihre Arbeit als Forscherin an der MedUni Wien wieder aufnehmen.