Leberkarzinom: Serotonin ist maßgeblich am Wiederauftreten von Krebs nach einer operativen Teilentfernung der Leber beteiligt. Das wies die Studiengruppe um Patrick Starlinger, Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien und des AKH Wien sowie Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC), erstmals in einer klinischen Studie nach. Die Ergebnisse der Arbeit wurden im Herbst 2017 in der Top-Zeitschrift Journal of Hepatology veröffentlicht. Erstautor David Pereyra wurde nun dafür von der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgische Onkologie mit dem ACO-ASSO Preis für die beste wissenschaftliche Arbeit ausgezeichnet.
Ein wesentlicher Pfeiler in der Therapie von Tumoren der Leber ist die chirurgische Entfernung des betroffenen Areals in der Leber. 10 bis 20 Prozent aller PatientInnen, bei denen eine Leberteilresektion durchgeführt wurde, leiden an einer postoperativen Funktionseinschränkung der Leber, die in manchen Fällen sogar tödlich endet. Bislang gibt es keine adäquate Therapie gegen diese Leberdysfunktion.
Bereits 2014 untersuchte die Forschungsgruppe um Patrick Starlinger, welche Rolle Serotonin in der Regeneration der Leber spielt. Serotonin ist ein Botenstoff, der unter anderem wachstumsfördernde Eigenschaften aufweist und auch in Blutplättchen (Thrombozyten) vorkommt. Die WissenschafterInnen konnten in dieser Arbeit zeigen, dass höhere Serotoninspiegel in Thrombozyten zu einem besseren klinischen Verlauf nach einer Leberresektion führen, da das in den Blutplättchen gespeicherte Serotonin vermutlich die postoperative Leberregeneration positiv beeinflusst und somit das Auftreten von Komplikationen vermindert wird. Somit liegt die Annahme nahe, dass die künstliche Erhöhung des Serotoninspiegels zu besseren Therapieergebnissen führen könnte.
Arbeit belegt experimentelle Ergebnisse
Zahlreiche experimentelle Daten zeigen aber, dass Serotonin nicht nur das Wachstum der Leber positiv beeinflusst, sondern auch die Zellteilung in Tumoren fördert.In der 2017 publizierten Arbeit prüften Starlinger und sein Team daher weltweit erstmals den Effekt von Serotonin auf das Tumorwachstum im Menschen.
Dazu maßen sie die Serotoninspiegel in den Thrombozyten vor der Leberteilentfernung. Die Ergebnisse bestätigten die früheren Erkenntnisse: Jene PatientInnen mit besonders niedrigen Serotoninwerten erlitten vermehrt Komplikationen und hatten längere Aufenthalte im Krankenhaus als jene mit hohen. Umgekehrt wurde aber deutlich, dass PatientInnen mit höheren Serotoninwerten häufiger an einem früheren Wiederauftreten der Krebserkrankung leiden, als jene mit niedrigeren Werten.
David Pereyra, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universitätsklinik für Chirurgie und ACO-ASSO Preisträger: „Wir konnten in unserer Arbeit sehen, dass eine Optimierung des Serotoninspiegels zu einem besseren Outcome für Patienten nach Leberteilresektion führen könnte. Das Fenster in dem dies möglich ist, ist jedoch klein. Aktuell arbeiten wir aber daran, es therapeutisch zum Vorteil aller Betroffenen nutzen zu können. Dazu müssen wir alle verfügbaren Optionen in weiteren Untersuchungen prüfen.“
Über den Preisträger
David Pereyra studiert Medizin an der Medizinischen Universität Wien. Bereits sehr früh in seiner Karriere, nämlich nach Ende des ersten Studienjahres, begann er, als Diplomand wissenschaftlich an der Universitätsklinik für Chirurgie zu arbeiten. Seitdem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe von Patrick Starlinger und wird als solcher im Herbst 2018 parallel zu seinem Klinisch-Praktischen Jahr ein PhD-Programm im Bereich Leberregeneration und Leberchirurgie beginnen.
Über den Preis der ACO-ASSO
Die Österreichische Gesellschaft für Chirurgische Onkologie (ACO-ASSO) schreibt einmal im Jahr den ACO-ASSO Preis für die beste wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen chirurgischen Onkologie aus. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert und wird im Rahmen der Eröffnungszeremonie des Österreichischen Chirurgenkongresses feierlich überreicht.
Service: Journal of Hepatology
“Bivalent role of intra-platelet serotonin in liver regeneration and tumor recurrence in humans.” David Pereyra and Robin Padickakudy, Florian Offensperger, Philipp Jonas, Lukas Oehlberger, Christian Schwarz, Stefanie Haegele, Alice Assinger, Christine Brostjan, Thomas Gruenberger, Patrick Starlinger. Journal of Hepatology. In Press. doi: 10.1016/j.jhep.2017.08.009 ; Epub 2017 August 24.