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Gehirntumoren bei Kindern sind heute gut behandelbar

Gehirntumoren bei Kindern sind heute meist gut behandelbar. Wesentlich ist, dass sie in einem Spezialzentrum behandelt werden. Denn die entscheidenden Erfolgsfaktoren sind: Routine durch hohe Fallzahlen, interdisziplinäre Behandlungskonzepte, aktuelles Wissen durch Forschung und moderne Infrastruktur. Um den Erfolgsweg fortzusetzen, setzt man am Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien und des AKH Wien auf die Verfeinerung von Therapieverfahren, auf die neuen Möglichkeiten der Präzisionsmedizin und auf translationale Forschung.

Ein Viertel aller Krebserkrankungen bei Kindern entfallen auf Tumoren des zentralen Nervensystems (ZNS). Damit stellt diese Erkrankung die zweithäufigste Krebserkrankung bei Kindern nach den Leukämien dar. In Österreich werden jährlich rund 100 Kinder mit einem Tumor des ZNS neu diagnostiziert.

Irene Slavc, Leiterin des Schwerpunkts für Pädiatrische Neuroonkologie an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien und des AKH Wien sowie Mitglied des CCC: „Die Diagnose ist sicher für alle Betroffenen ein großer Schock und es ist klar, dass ein Tumor des zentralen Nervensystems eine sehr ernste Erkrankung darstellt. Dennoch haben sich die Therapien sowie unser Know-How und damit auch die Behandlungserfolge in den letzten Jahrzehnten entscheidend verbessert. Ein Großteil unserer PatientInnen kann heute geheilt werden.“

Ganz anders als bei Erwachsenen
Dabei darf man nicht außer Acht lassen, dass sich Gehirntumoren bei Kindern stark von jenen bei  Erwachsenen unterscheiden: Die Lage im ZNS, ihre Art, ihre Wachstumsform und die Symptome sind andersartig. Deshalb müssen sie auch von SpezialistInnen behandelt werden, denn nur diese kennen die neuesten Erfordernisse der internationalen Therapieprotokolle und beherrschen auf Grund ihrer Erfahrung das „Fein-Tuning“ sowie das Adaptieren der Therapie besonders gut. Schließlich geht es bei Kindern auch darum, mögliche Spätfolgen der Therapie so gering wie möglich zu halten. Slavc: „Bei Erwachsenen ist das Gehirn schon ausgereift. Die Therapie wird so konzipiert, dass der Schaden am Vorhandenen so gering wie möglich ist. Kinder entwickeln sich noch. Das betrifft zum Beispiel ihr Wachstum, ihre hormonelle Situation oder ihre kognitiven Fähigkeiten. Bei ihnen muss man daher auch mitdenken, welche Potenziale geschützt werden müssen.“

Neue Therapieansätze
Der Einsatz von Präzisionsmedizin hat auch in der Therapie von ZNS-Tumoren bei Kindern neue Erkenntnisse gebracht, die sowohl bei der Diagnose als auch bei der Behandlung neue Möglichkeiten eröffnen. So haben auch hier molekularbiologische Analysen von Krebszellen gezeigt, dass Tumoren in viele Unterarten unterteilt werden können. Jetzt, da man sie besser klassifizieren kann, ist man auch in der Lage, sie zielgerichteter und damit effizienter zu behandeln.

Fächerübergreifende Zusammenarbeit
Dazu kommt, dass auch in der Zusammenarbeit mit den anderen Disziplinen stetig Verfahren verbessert und vorangetrieben werden. Thomas Czech, stellvertretender Leiter der Universitätsklinik für Neurochirurgie der MedUni Wien und des AKH Wien, Spezialist für Gehirntumoren bei Kindern und Mitglied des CCC: „Es ist nach wie vor noch so, dass die Operation der wesentliche Pfeiler der Therapie ist. Aber das Zusammenspiel mit der Chemo- und der Strahlentherapie erhöht ihre Erfolgsaussichten deutlich. So konnten wir am Schwerpunkt für pädiatrische Neuroonkologie eine chirurgische Technik entwickeln, die den OnkologInnen erlaubt, Medikamente zielgerichtet in das Hirnwasser und damit zum Tumor zu transportieren.“ Gleichzeitig hat sich auch die Neurochirurgie weiterentwickelt. Hier profitiert der Schwerpunkt für Pädiatrische Neuroonkologie sehr vom integrativen Ansatz der Universitätsklinik für Neurochirurgie der MedUni Wien und des AKH Wien: Die Ressourcen und die moderne Technologie kommen auch der Behandlung von Kindern zu gute. So stehen den ExpertInnen bei der OP Navigationsverfahren, interaktive Führung der Instrumente mittels Bildgebung oder das Neuromonitoring zur Verfügung. Czech: „Durch unsere Expertise sind wir seit langem ein überregionales Referenzzentrum.“

Translationale Forschung
Ein weiterer Grund für die besseren Ergebnisse in der Therapie von ZNS-Tumoren bei Kindern ist die Übersetzung von Ergebnissen der Grundlagenforschung in klinischen Studien und zurück. Dieser Prozess wird translationale Forschung genannt.
Da Tumoren des zentralen Nervensystems bei Kindern verhältnismäßig selten sind, fehlen Erfahrungen mit zielgerichteten Therapien, die bei Erwachsenen bei verschiedenen Tumorarten zum Behandlungserfolg führen. Die GrundlagenforscherInnen der MedUni Wien, die am Schwerpunkt für Pädiatrische Neuroonkologie eingebunden sind, erstellen daher Modelle zur Testung und Entwicklung neuer Therapien. Das geschieht meist in Zellkulturen der jeweiligen Tumoren. Johannes Gojo, Pädiater und Grundlagenforscher im Schwerpunkt für Pädiatrische Neuroonkologie an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien und des AKH Wien und Mitglied des CCC: „Bei diesen Untersuchungen vernetzen wir uns mit anderen Zentren. Nur so können wir genügend Tumormaterial gewinnen um repräsentative Ergebnisse zu erhalten.“ Mit den neuen molekularen Methoden können die genetischen Profile der Tumoren erstellt, diese klassifiziert und neue Therapiekonzepte entwickelt werden. Gojo: „Frisches Tumormaterial aus der Operation muss sehr rasch aufbereitet und untersucht werden. Auch hier profitieren wir von der intensiven Kooperation und den kurzen Wegen im Haus.“