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„Ich will die Neugier meines Teams aufrechterhalten“

Maria Sibilia, Leiterin des Instituts für Krebsforschung der MedUni Wien und stellvertretende Leiterin des Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien/AKH Wien, ist seit der Gründung des CCC mit an Bord und zuständig für die Bereiche „Basic and translational Research“. Folglich sieht sie es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben an, Strukturen zu fördern, die es GrundlagenwissenschafterInnen und klinischen ForscherInnen ermöglichen, gemeinsame Projekte durchzuführen. Bislang wurde dies auf der Ebene der Gruppenleiter erreicht, ihr neuestes Projekt, das sie gemeinsam mit dem CCC-Leitungsgremium entwickelt hat, der Cancer Network Club, soll vor allem den wissenschaftlichen Nachwuchs ansprechen.

Spricht man mit Maria Sibilia wird schnell klar, dass die Krebsforscherin für ihren Beruf brennt. Sie spricht von der Freiheit der Forschung und dem Gebot, seiner Neugier zu folgen. „Als Forscher muss man immer nach dem Warum fragen, man muss immer hinterfragen, warum etwas so funktioniert, wie es funktioniert“ sagt sie und ergänzt: „Daher ist es mir so wichtig, die Neugier meiner MitarbeiterInnen anzufachen und aufrechtzuerhalten. An einer medizinischen Universität darf man allerdings bei aller Freiheit der Forschung nie die klinische Relevanz der eigenen Arbeit aus den Augen verlieren.“
Aus diesem Grund findet sie die Zusammenarbeit mit den klinischen ForscherInnen des CCC auch so befruchtend: die WissenschafterInnen aus beiden Gebieten erhalten Einblicke in die Denkweise ihrer KollegInnen und erfahren mit welchen Fragestellungen und Herausforderungen die jeweils andere Seite konfrontiert ist. Diese Rückkopplung ist es, die die translationale Forschung für Sibilia so faszinierend macht und warum sie diese am CCC weiter forcieren möchte.

Seed Projects
Aktuell sieht sie es als eine wichtige Aufgabe des CCC, die translationalen Projekte, die in den letzten fünf Jahren gestartet wurden, zu einem guten Ende zu bringen und sie darüber hinaus auch darzustellen. Diese Beispiele, Maria Sibilia nennt sie „Seed-Projects“, könnten dann neue Arbeiten anstoßen. Zu ihrem Bedauern mangelt es dem CCC an Möglichkeiten, Forschungskooperationen zu finanzieren oder zumindest den Start finanziell zu unterstützen. „Das ist schade“ meint sie, denn „am effizientesten könnten wir gemeinsame wissenschaftliche Projekte fördern, wenn wir – wie ganz zu Beginn - wieder kleine start-up Grants vergeben könnten, um interdisziplinär neue Ideen zu verfolgen.“

Günstige Rahmenbedingungen schaffen
In der Zwischenzeit setzt sie auf Vernetzung. „Es war uns von Anfang an ein Anliegen, gute Rahmenbedingungen für einen befruchtenden Austausch zwischen allen KrebsforscherInnen zu schaffen. Wir waren in den letzten Jahren auf der Ebene der Group-Leader sehr erfolgreich damit.“  Nun möchte das CCC aber auch die ForscherInnen erreichen, die am Anfang ihrer Karriere stehen. Maria Sibilia hat daher das Format des Cancer Network Clubs (CNC) ins Leben gerufen.

Er ist als Forum konzipiert, in dem ein Mix aus Vorträgen und Präsentationen einen Überblick geben soll über das, was am CCC in Sachen Krebsforschung gerade läuft. Zusätzlich stellen schon etablierte KollegInnen ihre Erfolgsrezepte vor und stehen als MentorInnen für Gespräche zur Verfügung. Das Programm wird von jungen ForscherInnen für ihre KollegInnen konzipiert und organisiert und findet seit Juni 2017 einmal monatlich sehr erfolgreich statt.

Wissenschaftlicher Diskurs auf Augenhöhe
Der CNC ist ein Angebot, das Maria Sibilia sehr wichtig ist, da sie den Bottom-Up-Ansatz, den er verfolgt sehr schätzt. Sie hebt hervor: „Der CNC soll den wissenschaftlichen Austausch auf Augenhöhe ermöglichen - zwischen denen, die sich bereits etabliert haben und denen, die gerade starten.“ Für diesen Diskurs findet sie es unerlässlich ohne Hierarchien und auf Augenhöhe mit einander umzugehen und dabei offen und kritisch sein zu können.

Was die gebürtige Schweizerin, die italienische Wurzeln hat, auszeichnet sind “eine gute Selbstorganisation und die Fähigkeit, die Dinge auf den Punkt zu bringen“. Das sind allerdings auch die Eigenschaften, die es der Wissenschafterin ermöglicht haben, ihre Aufgaben als Leiterin des Instituts für Krebsforschung, ihre Arbeit als Forscherin und ihre Familie unter einen Hut zu bringen. Und damit stellt sie im besten Sinn ein Rollenmodell für alle jungen Forscherinnen aber auch für deren männliche Kollegen dar.