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Karin Schelch erhält Forschungsförderung des Hertha Firnberg-Programms

Karin Schelch, Institut für Krebsforschung der MedUni Wien und Mitglied des Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien und des AKH Wien, erhält Fördermittel aus dem „Postdoc-Programm Hertha Firnberg“ des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF). Dieser Grant ermöglicht es Schelch die Rolle zu erforschen, die das Onkoprotein YB-1 bei der Entstehung und beim aggressiven Wachstum des Rippenfellkrebs (Pleuramesotheliom) spielt. Darüber hinaus prüft sie, ob YB-1 als Biomarker dienen könnte, mit dessen Hilfe Rückschlüsse auf die Beschaffenheit und das Stadium des Tumors gezogen werden können. Nicht zuletzt prüft Schelch in ihrem Projekt, ob eine Hemmung von YB-1 mit unterschiedlichen Wirkstoffkombinationen einen neuen Therapieansatz darstellen könnte.

YB-1 ist ein Onkoprotein, also ein Protein, das das Tumorgeschehen in einigen Krebsarten fördert. Es ist bekannt, dass es in erhöhter Konzentration die Metastatsierung vorantreibt und zu einem aggressiven Wachstum des Tumors führt. Weshalb das so ist, ist bislang ungeklärt. Sicher ist nur, dass eine erhöhte Konzentration von YB-1 mit einem schlechten Krankheitsverlauf verbunden ist.

Bei einem Forschungsaufenthalt in Australien konnte Karin Schelch zeigen, dass die Zellen des Rippenfellkrebses absterben, wenn YB-1 ausgeschaltet wird. Das bewog sie dazu, ihre Forschungsfrage zu erweitern und sich – mit Erfolg – für das Hertha-Firnberg-Programm zu bewerben. Das geförderte Projekt heißt. „"YB-1: Ein Schlüsselfaktor in der Malignität des Mesothelioms".

Wie stimuliert YB-1 das Tumorgeschehen?
Der Kontakt mit Asbest gilt als eine der wesentlichen Ursachen für die Entstehung von Rippenfellkrebs. Man geht davon aus, dass die Fasern des Materials die Zellen des Rippenfells schädigen, indem sie sie regelrecht „aufspießen“. Weil die Fasern vom Körper nicht gut abgebaut werden können, kommt es zu ständigen Entzündungsreaktionen im Gewebe, die über Jahrzehnte zur Tumorentstehung führen können.

Die erste Forschungsfrage, die Schelch untersucht ist, ob Asbestexposition zu vermehrter YB-1 Produktion führt und welche Signalwege in das Geschehen involviert sind. Im Zellversuch wird sie prüfen, wie gesunde Zellen des Rippenfells, aber auch bereits entartete auf eine Exposition durch Asbest und auf Stimulation mit YB-1 reagieren. Schelch: „Wir stellen damit den ersten Schritt der Erkrankung nach und testen aus, welche Rolle YB-1 bei ihrer Entstehung spielt.“

Könnte YB-1 ein Biomarker sein?
Darüber hinaus untersucht die Forscherin, ob YB-1 ein Biomarker sein könnte. Schelch: „Dazu untersuchen wir die Flüssigkeit, die sich in der Pleurahöhle, das ist der Spalt zwischen dem Lungenfell und dem Rippenfell, bildet, aber auch das Blut von PatientInnen. Wir möchten wissen, ob die Konzentration von YB-1 Rückschlüsse auf die Beschaffenheit und das Stadium des Tumors erlaubt.“
Schelch und ihr Team prüfen aber auch Gewebeproben von PatientInnen. Dazu werden verschiedenen Gewebestücke verglichen: Proben unterschiedlicher Tumorsubtypen, Gewebeteile von PatientInnen vor und nach einer Chemotherapie und von PatientInnen, bei denen eine Resistenz gegen die Chemotherapie aufgetreten ist. Damit versuchen die ForscherInnen zu ermitteln, ob Resistenzen mit YB-1 zusammenhängen könnten und ob man aus seiner Konzentration die Wirksamkeit bestimmter Therapien ableiten könnte.

Neue Therapieansätze gesucht
Die dritte Forschungsfrage dreht sich darum, ob eine Hemmung von YB-1 und seiner Signalwege ein neuer Therapieansatz sein könnte. Tumorzellen sind sehr widerstandsfähig und in der Lage Abwehrmechanismen gegen eine Therapie zu finden.
Schelch: „Wir werden in unseren Versuchen daher nicht nur YB-1 in den Krebszellen ausschalten, sondern zusätzlich auch Rezeptoren für Wachstumsfaktoren wie zum Beispiel den FGF-Rezeptor blockieren und Chemotherapeutika verabreichen. Die Kombinationen, die in der Petrischale erfolgreich sind, testen wir dann im in-vivo Modell. Das langfristige Ziel ist es, die identifizierte Methode in klinische Studien zu überführen.“

Über Karin Schelch
Karin Schelch studierte Molekularbiologie an der Universität Wien und schloss ihr Studium 2011 mit ihrem Master ab. Seit 2012 hat sie den Universitätslehrgang Toxikologie für Postgraduierte (Postgraduate Course in Toxicology) belegt und parallel dazu auch das PhD Programm Malignant Dieseases, das sie 2015 erfolgreich beendete.

Schon während ihres Studiums arbeitete sie als Praktikantin am Institut für Krebsforschung der MedUi Wien, wohin sie 2018 nach Forschungsaufenthalten am Asbestos Diseases Research Institute in Sydney, Australien, als postdoktorale Forscherin zurückkehrte.

Karin Schelch ist auf die Erforschung der Mechanismen, die zur Entstehung und Aggressivität des Pleuramesothelioms führen, spezialisiert. Als engagierte Wissenschafterin sie ist Erst- und Mitautorin etlicher Publikationen in zum Teil hochrangigen Fachjournalen. Schelch engagiert sich in der Lehre und erhielt in der Vergangenheit bereits mehrere Preise, Auszeichnungen und Stipendien, darunter ein Marietta Blau Fellowship des Österreichischen Austausch Diensts (OeAD), einen Young Scientists Association Publication Award und einen Dissertationspreis der Dr. Maria Schaumayer-Foundation. Darüber hinaus hält sie zwei Patente, die Ergebnis ihrer Forschungstätigkeit sind.

Über das Hertha-Firnberg-Programm
Der FWF bietet hervorragend qualifizierten Wissenschafterinnen, die eine Universitätslaufbahn anstreben, die Möglichkeit, im Rahmen einer zweistufigen Karriereentwicklung insgesamt 6 Jahre Förderung in Anspruch zu nehmen.
Das Karriereentwicklungsprogramm für Wissenschafterinnen ist unterteilt in das Postdoc-Programm Hertha Firnberg zur Förderung von Frauen am Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere und in das Senior Postdoc-Programm Elise Richter. Beide Programme haben das Ziel, die Qualifikation zur Bewerbung um eine in- oder ausländische Professur (Habilitation bzw. künstlerische Habilitation oder gleichwertige Qualifizierung) zu ermöglichen.
Die Fördersumme, die Karin Schelch erhalten hat, beträgt rund 234.000 Euro über eine Laufzeit von drei Jahren.

Zentrum für Präzisionsmedizin (ZPM)
Schelchs Forschungsgebiet ist Teil der personalisierten bzw. Präzisionsmedizin. Das ist der wichtigste Trend der Medizin des 21. Jahrhunderts. Dementsprechend wird ab 2022 ein Zentrum für Präzisionsmedizin (zpm) am Medizinischen Universitätscampus AKH Wien errichtet (www.zpm.at).