Kerstin Wimmer ist Assistenzärztin an der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien/AKH Wien und Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC). Sie erhielt Anfang Oktober das Georg Stumpf Stipendium für Krebsforschung der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgische Onkologie (ACO-ASSO). Die ACO-ASSO fördert damit Wimmers PhD-Arbeit, die sich der Erforschung von Biomarkern widmet, die das Ansprechen von neoadjuvanter Chemotherapie bei frühem Hochrisiko-Brustkrebs oder bei lokal-fortgeschrittenem Mammakarzinom vorhersagen können. Der Titel der Arbeit lautet „Immunomodulatory biomarkers in neoadjuvant chemotherapy of breast cancer“
Eine Chemotherapie mit Epirubicin/Cyclophosphamid gefolgt von Docetaxel ist derzeit eine der Standardtherapie-Möglichkeiten, mit der Patientinnen mit frühem, Hochrisiko- oder lokal-fortgeschrittenem Mammakarzinom vor der Operation behandelt werden. Diese Therapie führt allerdings nicht bei allen Patientinnen zu einer Verkleinerung oder zu einem Verschwinden des Tumors. Prädiktive Biomarker könnten helfen, jene Patientinnen zu identifizieren, bei denen kein Vorteil durch die neoadjuvante Chemotherapie zu erwarten ist. (Eine Chemotherapie vor der chirurgischen Entfernung des Tumors wird als neoadjuvante Chemotherapie bezeichnet.)
Die Rolle von immunmodulatorischen Parametern
Wimmer untersucht in der ausgezeichneten Studie, inwieweit die neoadjuvante Chemotherapie im Blut zirkulierende immunmodulatorische Parameter, wie zum Beispiel Zytokine oder Chemokine, beeinflusst und ob dieser Einfluss mit dem Ansprechen auf die präoperative Therapie zusammenhängt. Darüber hinaus prüft sie, ob diese Parameter als prädiktive Biomarker verwendet werden können.
Die Leiter der Studie sind Florian Fitzal, Leiter des Chirurgischen Brustgesundheitszentrums, Ruth Exner sowie Rudolf Oehler, in dessen Labor die Studie durchgeführt wird. Die drei ExpertInnen für die Therapie von Brustkrebs sind an der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien /AKH Wien (Leiter Michael Gnant) tätig und Mitglieder des CCC.
Analyse des Blutplasmas
Für die Arbeit werden Plasmaproben von 75 Patientinnen analysiert, die im Rahmen der Studie ABCSG 34 jeweils vor dem Beginn der ersten Chemotherapie, in der Mitte der Therapie und zum Zeitpunkt der Operation entnommen wurden. Mittels zweier Verfahren (ELISA und Multiplex Assay) wird die Konzentration von 23 Biomarkern im Blut gemessen und mit dem RCB-Score (Residual Cancer Burden Score) verglichen, der ebenfalls im Rahmen von ABCSG 34 erhoben wurde. Beim RCB-Score handelt es sich um die Evaluierung, wie sehr der Tumor auf die Chemotherapie anspricht. Diese wird durch eine/n PathologIn erhoben.
Verbesserung der Standardtherapie
Zweck der Arbeit ist es zu prüfen, ob und wie sich die ausgewählten Parameter im Zuge der Chemotherapie-Zyklen verändern und ob diese Veränderungen mit dem Ansprechen auf die Chemotherapie korrelieren, das durch den RCB-Score gemessen wurde.
Daraus kann in Folge abgeschätzt werden, ob diese Parameter als Biomarker für das Therapieansprechen herangezogen werden können. Dieses Wissen wäre entscheidend für die Therapiewahl und könnte zu einer Verbesserung der Standardtherapie beim frühen Hochrisiko-Brustkrebs oder beim lokal-fortgeschrittenen Mammakarzinom führen.
Wimmer zu ihrer Auszeichnung: „Ich fühle mich durch die Auszeichnung der ACO-ASSO außerordentlich geehrt und freue mich überdies sehr über die finanzielle Unterstützung, die damit einhergeht. Sie deckt den Großteil der Materialkosten für die Tests – und ohne diese Mittel wäre die Finanzierung der Studie fraglich gewesen.“
Über das Georg Stumpf Stipendium für Krebsforschung
Die Österreichische Gesellschaft für Chirurgische Onkologie (ACO-ASSO) vergibt jährlich das „Georg Stumpf Stipendium für Krebsforschung“. Das Stipendium ist mit 10.000 Euro dotiert und wird im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft überreicht. Gefördert werden hochqualifizierte Nachwuchskräfte, die sich bereits durch eine mehrjährige selbständige Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Chirurgischen Onkologie ausgewiesen haben. Die Mitgliedschaft in der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgische Onkologie ist Voraussetzung für den Erhalt des Förderpreises.
Zur Person
Kerstin Wimmer hat im Mai 2014 ihre Ausbildung zur Fachärztin für Chirurgie an der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien /AKH Wien begonnen. Sie ist dort auch Mitglied des wissenschaftlichen Brustteams, das von Florian Fitzal geleitet wird. Die in Wien geborene Ärztin und Forscherin hat ihr Medizinstudium 2012 an der Medizinischen Universität Wien abgeschlossen und den ersten Teil ihrer Tätigkeit als Turnusärztin an der Wiener Privatklinik absolviert. Von September 2013 bis Mai 2014 war sie Transplant-Koordinatorin am AKH/MedUni Wien. Zurzeit arbeitet sie an ihrer Doktorarbeit im Rahmen ihres PhD-Programms. Die Arbeit trägt den Titel „Immunomodulatory biomarkers in neoadjuvant chemotherapy of breast cancer“ und wurde 2017 von der ACO-ASSO mit dem „Georg Stumpf Stipendium für Krebsforschung“ gefördert. Kerstin Wimmer ist darüber hinaus Mitglied des Comprehensive Cancer Centers (CCC) der MedUni Wien/AKH Wien.