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Krebs-OP am Bauchspeicheldrüsenkopf: Standardverfahren bleibt beste Therapieoption

Bei der operativen Entfernung eines Bauchspeicheldrüsenkarzinoms ist es manchmal nötig, den Pankreaskopf und den Zwölffingerdarm zu entfernen. Anschließend wird der Rest der Bauchspeicheldrüse mit einer Dünndarmschlinge verbunden, um das Enzym-reiche Sekret abzuleiten. In weniger als 10 Prozent der Fälle kommt es an der Naht durch austretendes Sekret (Pankreas-Fistel) zu schweren Komplikationen. Die neue und weltweit bislang größte, multizentrische Studie der Austrian Breast and Colorectal Cancer Study Group (ABCSG) unter der Leitung von Martin Schindl, Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien und des AKH Wien sowie Koordinator der Pancreatic Cancer Unit des Comprehensive Cancer Center der beiden Einrichtungen, zeigt, dass eine zusätzliche Abdichtung der Naht zwischen Bauchspeicheldrüse und Dünndarm mittels Fibrin-Kollagen Vlies die Rate der Pankreasfisteln nicht senkt.

Die Chirurgie spielt bei der Therapie des Bauchspeicheldrüsenkarzinoms eine wesentliche Rolle. Die Operation hängt sehr stark davon ab, welcher Teil des Pankreas betroffen ist.
In Österreich werden pro Jahr 526 Karzinome am Bauchspeicheldrüsenkopf operiert. Sofern möglich, werden in diesen Fällen der Pankreaskopf mitsamt dem Zwölffingerdarm, der Gallenblase und je nach Notwendigkeit auch ein Teil des Magens entfernt. Die Herausforderung dieser Operation ist die anschließende Verbindung des verbleibenden Teils der Bauchspeicheldrüse mit dem Dünndarm, weil an diesem Übergang das Verdauungsenzym-reiche Sekret der Bauchspeicheldrüse im Nahtbereich austreten und das umgebend Gewebe angreifen kann. In manchen Fällen entstehen durch diese Fisteln schwere Komplikationen, wie Blutungen oder Infektionen. Diese können die Gesundheit der Betroffenen massiv beeinträchtigen, erfordern zusätzliches medizinisches Handeln, verlängern den Aufenthalt im Krankenhaus und verzögern die Genesung der PatientInnen.

Fibrin-Kollagen Vliese wurden ursprünglich bei Operationen zur Stillung von diffusen Blutungen an verschiedenen Geweben eingesetzt. Aufgrund der Gewebeeigenschaften des Materials wurde vermutet, dass es den Nahtbereich der Bauchspeicheldrüse abdichten und so die Entstehung von Pankreasfisteln vorbeugen könnte.
Studienleiter Schindl: „Leider hat sich diese Annahme nicht bestätigt. Die Verwendung des Fibrin-Kollagen Vlieses zur Vorbeugung von Pankreasfisteln nach Pankreaskopfresektion und Rekonstruktion mit einer Dünndarmschlinge war ohne positiven Effekt auf die Dichtheit der Naht und das Auftreten von Pankreasfisteln.“

Welt Pankreaskrebstag am 15. November 2018
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine aggressive Krebsart, deren Prognose sehr ungünstig ist. Weltweit erkranken jährlich 340.000 Menschen an einem Pankreaskrebs. In Österreich sind es rund 1.600 Personen.
Im Frühstadium kann die Erkrankung durch eine Operation, bei der das betroffene Gewebe entfernt wird, geheilt werden. In späteren Stadien, vor allem wenn bereits eine Metastasierung vorliegt, kommen medikamentöse Therapien und oder Strahlentherapie zum Einsatz. Diese zeigen in vielen Fällen nur eingeschränkte Wirkung.
Der Welt Pankreastag wurde ins Leben gerufen, um mehr Bewusstsein für die Erkrankung, ihre Therapie und ihre Erforschung zu schaffen.

Service: "Randomized clinical trial of the effect of a fibrin sealant patch on pancreatic fistula formation after pancreatoduodenectomy.”
Schindl M, Függer R, Götzinger P, Längle F, Zitt M, Stättner S, Kornprat P, Sahora K, Hlauschek D, Gnant M
Br J Surg. 2018 Jun;105(7):811-819. doi: 10.1002/bjs.10840. Epub 2018 Apr 17.