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Krebserkrankungen bei Kindern: Johannes Gojo erhielt hochdotierten TRANSCAN-2 Forschungsgrant

Bei dem TRANSCAN-2 Projekt handelt es sich um ein europaweites Kooperationsprojekt zur Entwicklung neuer Therapiestrategien bei hochaggressiven Krebsarten bei Kindern. Die untersuchten Tumorarten weisen die Eigenschaften von Tumoren mit Defekten im BRCA DNA-Reparaturmechanismus auf. Diese Charakteristika werden in Fachkreisen als „BRCAness“ bezeichnet. Die ForscherInnen rund um Johannes Gojo, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien und des AKH Wien, Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC) der beiden Einrichtungen sowie Leiter der Studie in Österreich, untersuchen, ob und bei welchen der Tumoren mit BRCAness eine bestimmte Medikamentengruppe, konkret PARP-Inhibitoren, wirksam sind und ob und warum Resistenzen gegen die Therapie zu erwarten sind.
Das Gesamtvolumen des Projektes beträgt 2 Millionen Euro, die Höhe des Forschungsgrants an der MedUni Wien 291.942 Euro.


PARP-Inhibitoren verhindern, dass Krebszellen DNA-Schäden reparieren, die durch eine Chemotherapie entstanden sind. Dadurch sterben die Krebszellen ab. PARP-Inhibitoren werden bereits erfolgreich bei Krebserkrankungen wie Brust- und Eierstockkrebs eingesetzt, bei denen eine BRCA-Mutation vorliegt.

Die Ergebnisse von Vorstudien zeigen, dass bestimmte Unterarten von Ewing Sarkomen, Osteosarkomen, Glioblastomen, Medulloblastomen, Neuroblastomen und Rhabdomyosarkomen besagte BRCAness aufweisen. Gojo: „Wir schließen daraus, dass bei diesen Tumoren PARP-Inhibitoren wirken könnten. Im geförderten Projekt prüfen wir nun in in-vivo Modellen, ob eine Kombinationstherapie von PARP-Inhibitoren mit einer Chemotherapie, die DNA-Schäden verursacht, wirkungsvoll ist.“

Die ForscherInnen möchten zusätzlich auch klären, wie groß das Ausmaß der BRCAness mindestens sein muss, damit die Tumoren sensibel auf eine PARP-Inhibition sind, welche genetischen Gründe dahinter stehen, welche Resistenzmechanismen vorliegen und wie aussagekräftig die entsprechenden Biomarker sind.

Die Ergebnisse dieser präklinischen Studie und die begleitende Bewertung von Biomarkern sollen die Basis bilden für eine Phase II Studie in der PatientInnen nach den molekularen Eigenschaften ihrer Tumoren ausgewählt (stratifiziert) werden. Diese Studie wird innerhalb des European Innovative Therapies for Children with Cancer (ITCC) Network durchgeführt. An diesem Netzwerk sind alle Bewerber des vorliegenden TRANSCAN-2 Projekts beteiligt.

International anerkanntes Know How
Das EU-weite Projekt wird von einem Konsortium, das aus verschiedenen, internationalen Krebsforschungszentren besteht, durchgeführt. Die Leitung des Gesamtprojekts liegt beim Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, das österreichische Teilprojekt leitet Johannes Gojo in enger Kooperation mit Walter Berger, stellvertretender Leiter des Instituts für Krebsforschung und Press Officer des CCC.
Berger: „Dass unser Projekt diesen hoch kompetitiven Grant erhalten hat, ist ein Zeichen, dass unser Know-How im Bereich der translationalen Erforschung von Krebserkrankungen bei Kindern auch international anerkannt ist.“
Dieser Erfolg ist zum einen darauf zurückzuführen, dass die CCC-ForscherInnen In vivo-Tumormodelle entwickelt und etabliert haben, die für diese Erkrankungen in Europa selten zu finden sind. Zum anderen, weil sich vor allem die Gruppe um Berger auf den Gebieten der Erforschung von DNA-Schäden und von Mechanismen, die zu Resistenzentwicklungen führen, eine umfassende Expertise erarbeitet hat.

Über TRANSCAN
Beim TRANSCAN Programm handelt es sich um eine europäische Förderschiene, die internationale, translationale Forschungskooperationen auf dem Gebiet der Krebsforschung fördert. Das Ziel ist es, Ressourcen gezielt einzusetzen, aussagekräftigere Ergebnisse zu produzieren, Daten und Infrastruktur zu teilen und Europa dadurch zu einer effizienteren Forschungszone zu machen.
Am gegenständlichen TRANSCAN-2 Projekt sind neben der MedUni Wien (Projektleitung Österreich) und dem DKFZ Heidelberg (Leitung Gesamtprojekt) auch noch die Charite Berlin, das Institut Curie Paris, das Institut Gustave Roussy (Villejuif, Frankreich), das Prinses Máxima Centrum voor Kinderoncologie (Utrecht, Niederlande) und das Instituto Ortopedico Rizzoli (Bologna, Italien) beteiligt.
Die Höhe des Forschungsgrants, der allein das TRANSCAN-2 Projekt in Österreich finanziert,  und vom österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) vergeben wird, beträgt 291.942 Euro.

Über Johannes Gojo
Johannes Gojo studierte Biologie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau, wo er auch sein Vordiplom erlangte. 2006 begann er parallel zu seinem Studium der Molekularbiologie an der Uni Wien (Bachelor 2011) ein Medizinstudium an der MedUni Wien, das er 2012 mit seiner Promotion abschloss. Danach begann er 2012 seine Ausbildung zum Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde mit Schwerpunkt auf Pädiatrischer Neuro-Onkologie. 2013 folgte sein PhD-Studium „Clinical Neurosciences“, das er 2018 erfolgreich beendete.

Gojos Forschungsschwerpunkte sind die Entwicklung zielgerichteter und personalisierter Therapien für Hirntumoren bei Kindern; Mechanismen von Therapieresistenz bei pädiatrischen Hirntumoren; Erforschung neuer Biomarker für pädiatrische Hirntumoren.
Darüber hinaus ist Johannes Gojo Autor und Co-Autor von zahlreichen Publikationen, Träger eines Leistungsstipendiums der MedUni Wien und mehrerer Forschungspreise und konnte für seine Forschungsarbeit bereits vier Grants einwerben (Forschungspreis der „Fellinger Krebsforschung“, Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank und zweimal der Medizinisch-Wissenschaftlicher Fonds des Bürgermeisters der Stadt Wien)

Über Walter Berger
Walter Berger wurde 1963 in Reichraming in Oberösterreich geboren. Nach Beendigung seines Biologie- und Germanistikstudiums war er drei Jahre als Projektmanager bei Hoechst Austria tätig. Sein Interesse an der Wissenschaft veranlasste ihn dazu, in die Forschung zurückzukehren und am Institut für Krebsforschung seine Doktorarbeit zu verfassen. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Universität Cambridge, UK, habilitierte er 2001 an der Universität Wien zum Thema Therapieresistenz in der Onkologie. 2010 wurde Berger die stellvertretende Leitung des Instituts für Krebsforschung der MedUni Wien übertragen. Im November 2013 wurde er zum Universitätsprofessor für Angewandte und Experimentelle Onkologie am Institut für Krebsforschung (IKF) der MedUni Wien berufen. Darüber hinaus ist der Krebswissenschafter aktives Mitglied des Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien und des AKH Wien.

Zentrum für Präzisionsmedizin (ZPM)
Gojos und Bergers Forschungsgebiete sind Teil der personalisierten bzw. Präzisionsmedizin. Das ist der wichtigste Trend der Medizin des 21. Jahrhunderts. Dementsprechend wird ab 2022 ein Zentrum für Präzisionsmedizin (zpm) am Medizinischen Universitätscampus AKH Wien errichtet (www.zpm.at).