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Thromboseentstehung bei Krebserkrankungen: CCC-Forschungsgruppe vorn im internationalen Spitzenfeld vertreten

Welches Thromboserisiko hat die individuelle KrebspatientIn? Welche Faktoren können das Auftreten von venösen und arteriellen Thromboembolien vorhersagen? Welche Rolle spielt das Immunsystem bei der Entstehung von Krebs und von Thrombosen?
Seit über 10 Jahren arbeitet die Forschungsgruppe um Ingrid Pabinger und Chihan Ay, klinische Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie sowie Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien, aktiv an Fragestellungen wie diesen und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung des Gebiets. Das belegt auch die Einladung an drei WissenschafterInnen der Gruppe, ihre neuesten Ergebnisse anlässlich der 63. Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung zu präsentieren.


Während schon lange bekannt ist, dass eine aktive Krebserkrankung das Risiko venöser Thrombosen (Beinvenenverschluss, Lungeninfarkt) erhöht, konnte erst 2018 gezeigt werden, dass bei aktiver Krebserkrankung auch das Risiko arterieller Thrombosen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Gefäßverschlüsse peripherer Arterien) erhöht ist. Ay: „Wir suchen derzeit intensiv nach Faktoren, die dazu beitragen, das Auftreten venöser und arterieller Thromboembolien bei KrebspatientInnen vorhersagen zu können um zielgerichtete prophylaktische Therapien der PatientInnen zu ermöglichen.“

H3Cit erhöht Risiko einer arteriellen Thrombose nicht
Da man weiß, dass das Immunsystem sowohl bei Krebserkrankungen als auch bei der Entstehung von Thrombosen eine wichtige Rolle spielt, ist es Gegenstand der Untersuchungen von Ays Gruppe. So prüfte Ella Grilz, ob citrulliniertes Histon 3 (kurz: H3Cit), ein von speziellen Immunzellen im Blut freigegebenes Protein, mit einem höheren Thromboserisiko korreliert.
Während eine ältere Arbeit der Gruppe belegte, dass erhöhte Werte von H3Cit mit einem erhöhten Risiko venöser Thrombosen bei Krebspatienten einhergehen, trifft das für die Entstehung einer arteriellen Thrombose nicht zu. Grilz, eine der drei ForscherInnen, die ihre Arbeit in Berlin präsentieren wird, dazu: „Wir konnten in der aktuellen Studie keinen Zusammenhang zwischen H3Cit und dem Risiko arterieller Thrombosen bei Krebspatienten feststellen.“

PD-L1 erhöht Risiko der venösen Thrombose nicht
Pegah Mir Seyed Nazari, ebenso Mitglied des Forschungsteams, untersuchte in einer anderen Arbeit den Zusammenhang zwischen dem immunsystemhemmenden Protein, Programmed cell death ligand 1 (PD-L1), und dem Risiko venöser Thrombosen bei PatientInnen mit Hirntumoren. Mir Seyed Nazari, die ihre Ergebnisse gleichfalls anlässlich des Kongresses präsentieren wird, dazu: „Trotz seiner immunmodulatorischen Funktionen konnten wir in unserer Studie keinen Zusammenhang zwischen PD-L1 und dem Risiko venöser Thrombosen feststellen.“

Übersichtsvortrag
Nicht zuletzt wurde der Leiter der Arbeitsgruppe, Cihan Ay, von den Organisatoren des Kongresses eingeladen, einen Übersichtsvortrag über Krebs und Thrombose zu halten. Dabei wird er die Fortschritte im Bereich der Grundlagen-, translationalen und klinischen Forschung auf diesem Gebiet zusammenfassen und einen Fokus auf die zahlreichen Erkenntnisse der Wiener Arbeitsgruppe aus den letzten Jahren legen. Ay: „Unserer Arbeit stellt einen weiteren Schritt dar, der in Richtung individualisierte Krebstherapie führt. Unsere Risikomodelle helfen uns, unsere PatientInnen und die Wahrscheinlichkeit, ob sie eine Thrombose entwickeln, genau zu beschreiben. Damit kann es in der Praxis gelingen, Thrombosen und ihre Folgen zu verhindern.“

63. Jahrestagung der GTH
Die Gesellschaft für Thrombose-und Hämostaseforschung (GTH) ist die zweitgrößte Fachgesellschaft im Bereich Thrombose und Hämostase auf der Welt. Ihr jährlich stattfindender, internationaler Kongress zählt zu den bedeutendsten Fachveranstaltungen auf dem Gebiet der Thrombose-und Hämostaseforschung. Die 63. Jahrestagung der Gesellschaft findet Ende Februar 2019 in Berlin statt.

Zentrum für Präzisionsmedizin (ZPM)
Das Forschungsgebiet von Pabinger und Ay ist Teil der personalisierten bzw. Präzisionsmedizin. Das ist der wichtigste Trend der Medizin des 21. Jahrhunderts. Dementsprechend wird ab 2022 ein Zentrum für Präzisionsmedizin (zpm) am Medizinischen Universitätscampus AKH Wien errichtet (www.zpm.at).