Triapine gehört zu einer Gruppe von Substanzen, die als Thiosemicarbazone bekannt sind. Diese Substanzen zielen auf die Schwachstellen von Krebszellen ab, insbesondere auf deren hohen Bedarf an bestimmten Metallen wie Eisen. Doch die neue Studie zeigt, dass Triapine noch mehr kann: Es löst einen sogenannten „immunogenen Zelltod“ aus. Dabei sterben Tumorzellen auf eine Weise, die das Immunsystem alarmiert und aktiviert. Das bedeutet, dass der Körper selbst beginnt, den Tumor zu bekämpfen.
Wenn Tumorzellen durch Triapine zerstört werden, setzen sie bestimmte Signale frei, welche Immunzellen anlocken, insbesondere die sogenannten CD8+ T-Zellen, die als "Killerzellen" bekannt sind. Diese Zellen greifen die Tumorzellen gezielt an und können sogar eine Art "Gedächtnis" entwickeln, um den Krebs langfristig in Schach zu halten.
Ein weiterer wichtiger, in der Studie untersuchter, Mechanismus ist die Aktivierung des sogenannten FAS-Signalwegs. Triapine erhöht die Menge eines Proteins namens FAS auf der Oberfläche von Tumorzellen. Dieses Protein wirkt wie ein "Schalter", der die Tumorzellen anfälliger für Angriffe durch das Immunsystem macht.
In Experimenten mit Mäusen konnte gezeigt werden, dass mit Triapine behandelte Krebszellen das Immunsystem so trainieren, dass es bei einer erneuten Konfrontation mit Krebszellen schneller und effektiver reagiert. Dies führte zu einer verzögerten Tumorbildung und in vielen Fällen sogar zu einem vollständigen Schutz vor erneutem Tumorwachstum.
Die Studie hebt hervor, dass Triapine ein vielversprechender Kandidat für die Kombination mit Immuntherapien ist. Durch die doppelte Wirkung – direkte Bekämpfung von Krebszellen und Aktivierung des Immunsystems – könnte Triapine die Wirksamkeit bestehender Krebstherapien erheblich verbessern.
Diese Forschung, die von den Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) und der Stadt Wien gefördert wurde, unterstreicht die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Chemie, Biologie und Medizin, um innovative Ansätze in der Krebsbehandlung zu entwickeln. Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, das Immunsystem in die Krebstherapie einzubinden, und eröffnen neue Perspektiven für die personalisierte Medizin.
Publikation: Experimental Hematology and Oncology
The anticancer thiosemicarbazone triapine exerts immune-enhancing activities via immunogenic cell death induction and FAS upregulation.
Stiller B, Stefanelli A, Schueffl H, Mathuber M, Skorokhyd N, Gufler J, Pirker C, Holcmann M, Panchuk R, Sibilia M, Marko D, Berger W, Kowol CR, Hager S, Heffeter P.
DOI: 10.1186/s40164-025-00700-0.
https://ehoonline.biomedcentral.com/articles/10.1186/s40164-025-00700-0