Eine der aggressivsten und häufigsten Formen von Leberkrebs ist das hepatozelluläre Karzinom (HCC). Der Rezeptor Axl ist ein Schlüsselfaktor für die Entwicklung und das Fortschreiten dieses bösartigen Tumors. Bindet das Protein Gas6 an Axl, wird dieser aktiviert, und leitet damit jene Signalübertragung ein, welche die Progredienz des HCC vorantreibt. In vielen Fällen kommt es dazu, dass sich der Teil des Rezeptors, der sich an der Zelloberfläche befindet (extrazelluläre Domäne), von der Zelle abspaltet. Im geförderten Projekt untersuchen Wolfgang Mikulits, Institut für Krebsforschung der Meduni Wien und Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien, und sein Team, welchen Einfluss die Abspaltung des Axl Rezeptors auf die HCC Progredienz und Metastasierung sowie die Entwicklung chronischer Lebererkrankungen (CLD) hat.
Bindet Gas6 an Axl, wird eine Invasion von Lebertumorzellen ausgelöst, die einen zentralen Teil der Metastasierung darstellt. Aber auch, wenn es zur Abspaltung der extrazellulären Domäne von Axl kommt, sendet der Teil des Rezeptors, der in der Zellmembran verbleibt, weiter Signale ins Zellinnere.
Mikulits und sein Team untersuchen im vom FWF geförderten Projekt nun, welche Rolle den Proteinen Gas6 und Axl bei der Signalübertragung zukommt. Also, ob die Signale, die gesendet werden, abhängig von Gas6 sind, wie es beim intakten Axl Rezeptor der Fall ist, oder ob die Übertragung auch unabhängig von Gas6 erfolgt, wie bei der Abspaltung der extrazellulären Domäne mit der ja auch Gas6 abgetrennt wird.
Zusätzlich wird geprüft, ob es durch die Abspaltung zur veränderten Genexpression kommt. Das heißt, die ForscherInnen vergleichen diese Genexpression mit jener, die entsteht, wenn es nicht zur Abspaltung der extrazellulären Domäne kommt. Das Ziel ist es, diese Erkenntnis therapeutisch nutzbar zu machen.
Genau hier wollen die ForscherInnen mittels komplexer Zellmodelle eine Vielzahl an kleinen Molekülen im Hochdurchsatz-Screening testen, ob diese einen therapeutischen Einfluss auf das HCC haben könnten.
Mikulits: „Wir wollen mit unserer Arbeit neue Einsichten in die Abspaltung des Axl Rezeptors gewinnen. Diese könnten künftig für die Entwicklung innovativer personalisierter Strategien zur effizienten Bekämpfung des hepatozellulären Karzinoms aber auch anderer Erkrankungen wie der Leberfibrose genutzt werden.“
Die Fördersumme des FWF Einzelprojekts beträgt 408.936 Euro und wird von der Herzfelder’schen Familienstiftung für die nächsten 3,5 Jahre finanziert.
Über Wolfgang Mikulits
Wolfgang Mikulits ist Forschungsgruppenleiter und Leiter des Forschungsschwerpunkts „Tumor Progression und Metastasierung“ am Institut für Krebsforschung. Sein wissenschaftlicher Fokus umfasst die Erforschung der molekularen Mechanismen der hepatozellulären Karzinomentwicklung und der metastatischen Disseminierung. Dank dieser Forschungsförderung können neue Einsichten in die Pathobiologie des Axl Rezeptors gewonnen werden, die für zukünftige personalisierte Strategien zur effizienten Bekämpfung des Leberkarzinoms eingesetzt werden können.
Über den FWF
Der Wissenschaftsfonds FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) ist Österreichs zentrale Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung. Durch ihn soll die Weiterentwicklung der Wissenschaften auf hohem Niveau gefördert und damit der Wissenschaftsstandort gesichert werden.