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Das Prinzip der Chemotherapie mit Senfgas wurde im Zuge eines Luftangriffs im Zweiten Weltkrieg vor Bari entdeckt, wo Frachtschiffe Senfgas geladen hatten. Die Überlebenden, die zuvor das Gas eingeatmet hatten, wiesen eine deutlich verringerte Anzahl an Leukozyten auf. Diese Entdeckung und die Übertragung des Mechanismus in die Krebsheilkunde führte zu einer Revolution in der Krebstherapie, die bis heute ungebrochen ist: In der Krebsbehandlung stellt die Chemotherapie vor allem in Kombination mit anderen Substanzen nach wie vor eine zentrale Säule der medikamentösen Therapie dar. Gleichzeitig hat sie ihren Schrecken verloren, da auch im Bereich des Symptom- und Nebenwirkungsmanagement große Fortschritte erzielt wurden.

Allein an der MedUni Wien und am AKH Wien wurden 2018 rund 70.000 Chemotherapien im Wert von etwa 50 Millionen Euro an mehr als 4600 PatientInnen verabreicht. „Diese Zahlen belegen den ungebrochenen Siegeszug der Chemotherapie“ wie Robert Mader, Universitätsklinik für Innere Medizin I und Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien, befindet: „Noch vor 30 Jahren konnten wir PatientInnen maximal eine Alternative anbieten, wenn sich die erste Chemotherapie als unwirksam erwies. Heute sind es bis zu fünf Optionen und jede therapeutische Intervention beinhaltet die Chance, die Krankheit zu kontrollieren und damit die Lebenserwartung deutlich zu erhöhen.“

Paradigmenwechsel
Ein wesentlicher Faktor für die Behandlungserfolge ist, dass Chemotherapien heute
oft in Kombination mit einer zielgerichteten Therapie (monoklonale Antikörpern, Small Molecules oder einer Immuntherapie) verabreicht werden. Damit kann auch die Chemotherapie verstärkt personalisiert werden. Mader: „Früher wurde die Wahl der Chemotherapie anhand des Tumorstadiums und des betroffenen Organs ausgewählt. Heute betrachten wir auch die Tumorbiologie - wir befragen quasi den Tumor - und behandeln zum Teil sogar organunabhängig.“

Die verschiedenen Möglichkeiten Chemotherapien zu kombinieren, aber auch die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die die PatientInnen zusätzlich erhalten, setzen eine große Expertise des Behandlungsteams voraus. Daher empfehlen ExpertInnen Betroffenen, sich zur Krebsbehandlung in ein Zentrumsspital zu begeben.

Weniger Nebenwirkungen mehr Lebensqualität
Eine weitere Ursache für die Erfolgsgeschichte der Chemotherapie ist, dass die anfänglich schweren Nebenwirkungen heute meist sehr gut kontrolliert werden können. Um Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Entzündungen im Mund oder Schmerzen besser managen zu können, wurde am Comprehensive Cancer Center der MedUnI Wien und des AKH eine eigene Plattform für Symptom- und Nebenwirkungsmanagement sowie unterstützende Behandlung und Rehabilitation (CCC-SMS CR) eingerichtet. Link zur Seite