Skip to main content Deutsch

Australien gilt als Vorbild in der Prävention von Krebserkrankungen, die durch HPV hervorgerufen werden. Als Ergebnis der hohen Durchimpfungsraten von rund 80 Prozent und der Früherkennung (HPV-Testung) erwartet man, dass dort der Gebärmutterhalskrebs 2028 eliminiert sein wird. Österreich hat hier mit 30 Prozent Durchimpfungsrate noch einen langen Weg vor sich. Elmar Joura, HPV-Forscher der MedUni Wien, empfiehlt die Impfung daher dringend. Mit seinen Forschungsarbeiten liegt er im internationalen Spitzenfeld: So waren er und sein Team maßgeblich an der Entwicklung des Neunfach-Impfstoffes, des derzeit wirksamsten Präparats, beteiligt.

Fünf Krebsarten können durch HPV (Humane Papillomaviren) hervorgerufen werden: Der Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom), das Vulva-, das Vaginal-, das Anal- und das Rachenkarzinom. Das Virus ist sexuell übertragbar und betrifft daher Männer wie Frauen gleichermaßen. Gerade bei Männern ist die Neuerkrankungsrate beim Rachenkarzinom signifikant gestiegen. An Gebärmutterhalskrebs erkranken im Jahr in Österreich rund 400 Frauen und rund 180 sterben jährlich daran.

HPV-bedingter Krebs könnte verhindert werden
Ein Großteil der Fälle könnte durch eine Impfung verhindert werden, das belegen die Zahlen aus Australien wo 80 Prozent der Frauen zwischen 11 und 26 Jahren und der Männer zwischen 13 und 24 Jahren geimpft sind: In diesen Altersgruppen gelten Genitalwarzen als ausgerottet und die Vorstufen für Gebärmutterhalskrebs sind deutlich rückläufig.
Elmar Joura, Universitätsklinik für Frauenheilkunde sowie Mitglied des Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien und des AKH Wien dazu. „20 bis 25 Prozent aller Krebserkrankungen weltweit werden durch Infektionen mit Viren hervorgerufen. 25 Prozent davon durch HPV. Mit einer kompletten Durchimpfungsrate könnte man so fünf Prozent aller Krebsfälle verhindern.“

Zusätzlich stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Impfung 2017 als „extrem“ sicher ein. Damals waren weltweit bereits mehr als 270 Millionen Dosen der Impfung verabreicht worden. Heute, 2019, sind es schon über 350 Millionen Dosen. Unter den geimpften Personen gibt es keine Hinweise darauf, dass es im Vergleich zu nicht geimpften Bevölkerungsgruppen vermehrt zu Todesfällen, neurologischen Erkrankungen oder Tromboembolien gekommen wäre.

Impfung nie zu spät
Da es im Gegensatz zum Gebärmutterhalskrebs bei den anderen vier HPV-induzierten Krebserkrankung kein Früherkennungsprogramm gibt, erfüllt die Impfung hier auch die Rolle der Vorsorge. Joura: „Durch die neuen Therapien sinkt zwar die Sterblichkeit, die Lebensqualität wird durch sie aber ebenfalls entscheidend gesenkt. Ich rate daher dringend zu einer Impfung – auch noch im Erwachsenenalter.“

Gemäß den Österreichischen Leitlinien empfiehlt der Experte Frauen ab 30 auch eine regelmäßige HPV-Testung im Abstand von drei Jahren. Joura: „Selbst wenn man bereits HPV-positiv ist, profitiert man von einer Impfung: Nach der Entfernung von Vorstufen des Zervixkarzinoms senkt sie das Risiko neuerlich Vorstufen zu entwickeln um zwei Drittel.“

Service: A 9-valent HPV vaccine against infection and intraepithelial neoplasia in women.
Joura E, Giuliano AR, Iversen OE, Bouchard C, Mao C, Mehlsen J, Moreira ED Jr, Ngan Y, Petersen LK, Lazcano-Ponce E, Pitisuttithum P, Restrepo JA, Stuart G, Woelber L, Yang YC, Cuzick J, Garland SM, Huh W, Kjaer SK, Bautista OM, Chan IS, Chen J, Gesser R, Moeller E, Ritter M, Vuocolo S, Luxembourg A; Broad Spectrum HPV Vaccine Study.
N Engl J Med. 2015 Feb 19;372(8):711-23. doi: 10.1056/NEJMoa1405044.

WHO: Safty update of HPV vaccines https://www.who.int/vaccine_safety/committee/topics/hpv/June_2017/en/