Die gynäkologische Krebsfrüherkennung dient dazu, Krebserkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane in einem frühen Stadium zu entdecken und dadurch die Heilungsaussichten zu verbessern. Früherkennungsprogramme haben bestimmte Anforderungen zu erfüllen. Sie sollen so präzise wie möglich die Personen identifizieren, die durch die Früherkennung von einer Behandlung profitieren. Außerdem soll die durchgeführte Untersuchung eine geringe Belastung darstellen, da es sich bei den getesteten Personen zum Großteil um gesunde Personen handelt. Prinzipielle Schwachstellen von Screening-Programmen sind die Gefahr einer falschen Diagnose (falsch-positives Ergebnis) bzw. das Übersehen der Erkrankung (falsch-negatives Ergebnis). Durch falsch-positive Ergebnisse werden die untersuchten Personen zu Unrecht beunruhigt. Patientinnen werden durch unnötige Folgeuntersuchungen belastet. Falsch-negative Befundergebnisse verfehlen den Zweck der Früherkennung einer Krankheit, d.h. mögliche Anzeichen der Erkrankung werden fehlgedeutet.
Das Zervixkarzinom ist weltweit nach Brustkrebs der zweithäufigste bösartige Tumor bei Frauen und wird durch eine chronische Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) verursacht. Eine Impfung mit einem HPV-Impfstoff verhindert eine Infektion durch die zwei häufigsten Hochrisiko-HPV-Typen und verringert damit das Risiko der Entstehung eines Zervixkarzinoms.
Bei Gebärmutterhalskrebs ist eine frühzeitige Diagnose entscheidend für die Heilungschancen. Daher zielt die Früherkennung sowohl auf Risikopatientinnen als auch auf Erkrankte im Frühstadium ab. Eine Untersuchung zur Früherkennung ist der Pap-Test. Bei der Abstrich-Abnahme wird Zellmaterial mit einem speziellen kleinen Bürstchen vom Muttermund und aus dem Gebärmutterhals entnommen. Die anschließende Untersuchung unter dem Mikroskop klassifiziert den Abstrich in die Normalbefunde PAP I und PAP II sowie in die Befunde PAP III bis PAP V, die einer weiteren Abklärung bedürfen. Weltweit werden jedes Jahr mindestens 140 Millionen Pap-Abstriche vorgenommen.
In der jüngeren Vergangenheit wurden Testverfahren zur Erkennung des humanen Papillomvirus (HPV) bei unklaren oder leicht abnormalen Pap-Tests für Frauen über 35 Jahre eingeführt. Im anglo-amerikanischen Raum wird dieser Test zusätzlich zum Pap für das Zervixkarzinom Screening eingesetzt.
In Österreich wird derzeit ein opportunistisches Zervixkarzinom-Screening durchgeführt. Das bedeutet, dass Frauen sich von sich aus bzw. auf Empfehlung ihres:ihrer Ärzt:in entscheiden, einmal jährlich zur Krebs-Abstrichuntersuchung zu gehen. Durch diese Untersuchung kann die Entwicklung der Krankheit frühzeitig erkannt und folglich verhindert oder gestoppt werden. So konnten in den vergangenen dreißig Jahren die Neuerkrankungen deutlich reduziert bzw. die Sterblichkeitsrate gesenkt werden.
Das Endometriumkarzinom, auch Uterus- oder Korpuskarzinom, ist eine Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut. Derzeit wird keine Untersuchung zur Früherkennung des Endometriumkarzinoms empfohlen. Der mögliche Nutzen einer regelmäßigen Durchführung eines vaginalen Ultraschall zur Früherkennung eines Endometriumkarzinoms wird derzeit in Studien untersucht. Bisher konnte nicht gezeigt werden, dass die Ultraschall-Untersuchung bei Frauen mit normalem Risiko dazu führt, dass Tumore früher erkannt werden bzw. dass die Prognose dadurch verbessert wird. Deshalb wird die regelmäßige gynäkologische Ultraschalluntersuchnug nicht routinemäßig zur Früherkennung empfohlen.
Endometriumkarzinome verursachen häufig Symptome wie z.B. vaginale Blutungen und werden deshalb in mehr als 75% aller Fälle im frühesten Stadium festgestellt. Eine Blutung nach Beginn der Menopause sollte deshalb immer abgeklärt werden. Die weitere Abklärung bei Symptomen beinhaltet eine gynäkologische Untersuchung inkl. Ultraschall, die endgültige histologische Diagnose wird durch eine Ausschabung der Gebärmutter (Curettage) gesichert.
Beim Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs) handelt es sich um das fünfthäufigste gynäkologische Malignom. Da die Tumore im kleinen Becken lokalisiert sind, treten meistens keine Frühsymptome sondern erst unspezifische Spätsymptome (Bauchschmerzen, Völlegefühl, Übelkeit, Zunahme des Bauchumfangs, Gewichtsabnahme) auf. Deshalb werden 75–80% aller bösartigen Eierstockkrebserkrankungen in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert. Damit handelt sich um das gynäkologische Malignom mit der schlechtesten Prognose.
Bisher existiert keine effektive Methode zur Früherkennung des Ovarialkarzinoms. Etliche Studien haben den möglichen Nutzen eines Screenings mittels gynäkologischem Ultraschall (eventuell in Kombination mit einer Tumormarker-Abnahme) untersucht. Dadurch lässt sich allerdings keine Verbesserung der Prognose erzielen und es wird ein Ovarialkarzinom-Screening routinemäßig nicht empfohlen. Lediglich bei Frauen mit erhöhtem Risiko für die Erkrankung an einem Ovarialkarzinom ist diese vaginale Ultraschall-Untersuchung zusammen mit der Tumormarker-Bestimmung zur Früherkennung empfohlen » www.brustgenberatung.at.